Was machen Musiker, wenn der gesamte Kulturbetrieb eines Landes plötzlich stillsteht? Noch dazu, wenn ein Konzert abgesagt ist, wofür man sich schon ein halbes Jahr zuvor begonnen hat, vorzubereiten.
Die Profis unter uns wurden plötzlich im März 2020 vor vollendete Tatsachen gestellt. Keine Konzerte bedeutet keine Einnahmen. Andere wieder wurden in Kurzarbeit geschickt bzw. zwangsbeurlaubt. In Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Quarantänemaßnahmen fallen natürlich auch gemeinsame Proben flach. Das führt plötzlich zu besonders viel Zeit, die man normalerweise gar nicht oder nur selten hat.
Kreativität ist wie ein Schmetterling. Es ist nicht vorherzusehen, wann er sich auf uns setzt. Ein staatlich verordneter Müßiggang kommt in diesem Fall als Katalysator zum Tragen. Mit einem Mal wird der kreative Geist wie ganz von selbst wach und meldet sich wie eine zweite Stimme aus dem Hintergrund.
Und diese Stimme hört nicht auf zu sprechen, weil wir alle mit diesem Virus infiziert sind, der Kreativität heißt.
Es musste also so kommen, dass wir, von diesem Unruhegeist angetrieben, ein Projekt auf die Beine stellten, bei dem wir unseren Fans einen Lichtblick geben wollten. Die Idee, durchaus inspiriert von vielen anderen großartigen Musikern: Wir machen ein Video, jeder von zu Hause in seiner ganz privaten Umgebung, aber schlussendlich doch alle gemeinsam.
Aber welcher Song? Unser nächstes Konzert würde im September 2020 stattfinden, also was böte sich mehr an als eine absolute Gute-Laune-Nummer auszuwählen, wo keiner stillstehen kann?
Gesagt getan, wir nahmen die Aufnahme von September von Earth, Wind and Fire aus dem letztjährigen Konzert in der Cselley Mühle als Basis. In nur einem Wochenende war das Basismaterial fertiggestellt, das Jürgen nun in virtuoser Weise während einer zwangsverordneten Woche zu Hause zusammengesetzt hat.
Wer weiß, was noch alles kommen mag? Vielleicht sehen wir uns in Zukunft nur noch in virtuellen Konzerten? Ich hoffe es nicht und freu mich schon wieder euch ganz nah an unserer Bühne zu spüren.
